Der Automobilverband sucht einen europäischen Schauplatz für den 20. Grand Prix der Formel-1-Saison 2013. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko will die Königsklasse zurück in das steirische Spielberg bringen.
Dreht Weltmeister Sebastian Vettel in der nächsten Saison auch in Österreich seine Runden?
Helmut Marko: „Wir haben die FIA darauf aufmerksam gemacht, dass es hier eine Strecke mit voller F1-Lizenz gibt.“
Bernie Ecclestone ist ein wenig unter Druck. Nicht so sehr wegen der deutschen Justiz (deren Mühlen auch nicht schneller als sonst wo mahlen) als vielmehr wegen seines Formel-1-Kalenders 2013. In weniger als dreieinhalb Monaten ist in Melbourne Start (17. März), und mittendrin ist ein Loch - wegen der Verschiebung des New Yorker Rennens (eigentlich in New Jersey gegenüber Manhattans), weil die Strecke für das geplant gewesene Debüt am 16. Juni 2013 nicht fertig wird. Das war länger schon bekannt.
Nun hat der Verband im schon genehmigten Kalender das Rennen in Deutschland (ob auf dem insolventen Nürburrgring oder in Hockenheim ist auch offen) auf den 7. Juli. vorgezogen, um am 21. Juli. ein weiteren Rennen (als 20.) in Europa einschieben zu können.
Istanbul war erster Kandidat
Und da ist Ecclestone, als WM-Promotor für Rennen und Kalender verantwortlich, noch nicht fündig geworden. Als erster Kandidat galt der Istanbul Park in der Türkei, der nach dem Rennen 2011 aus dem Kalender geflogen war. Die türkischen Funktionäre waren ganz begeistert, finanzieren müsse das 20-Millionen-Ding aber der Staat, und dessen Regierung hat keinerlei Interesse, wie der Sportminister ausrichten ließ. Außerdem hätte sich die FIA-Saisonabschlussgala Freitagabend in Istanbul für eine diesbezügliche Ankündigung gut geeignet, es passierte aber nichts dergleichen.
Der zweite Anlauf in Frankreich (Le Castellet oder das in der Formel 1 ungeliebte Magny Cours) scheint fruchtlos, aus finanziellen und organisatorischen Gründen.
Red Bull Ring mit voller F1-Lizenz
Und plötzlich geistert (wieder einmal) der Red Bull Ring durchs Internet. Überraschenderweise gibt es vom Motorsportchef des Salzburger Unternehmens kein wirkliches Dementi. "Wir haben die FIA darauf aufmerksam gemacht, dass es hier eine Strecke mit voller F1-Lizenz gibt", erklärt der Grazer Helmut Marko auf Anfrage.
Gegenargumente wischt er schnell vom Tisch. Finanzierung? "Es gibt das Land Steiermark, die Republik Österreich." Doch die Politiker, die in diesen Zeiten Geld für ein Formel-1-Rennen locker machen würden, gibt es wohl nicht. Die beschränkte Kapazität der Unterkünfte der Region? "Unsinn, es hat auch in den 1970ern und 1980ern gereicht." Klar, da war Formel 1 auf dem Bauernhof noch ein Abenteuer, das heute Paddock-Club-Gäste wohl anders sähen. Freilich hat Red Bull mittlerweile einige traditionelle Immobilien rund um den Ring zu Luxusherbergen auf Fünfsternniveau gemacht, doch die würden für die FIA-Funtkionäre und einige Topteams reichen. "Und wir haben in Graz eine volle Infrastruktur", erwähnt Marko. 80 Kilometer entfernt mit zwei mal täglich Zusatzmaut freilich. Klar, Hotels gäbe es in Graz ausreichend (u. a. zwei, die Marko gehören). Und der zeitliche Engpass, ein Rennen aufzustellen, dass in einem halben Jahr stattfinden soll? "Kein Problem", behauptet Marko. Und das schon für die DTM fast zu kleine Mediacenter? "Kein Problem, kann erweitert werden."
Was sagt Dietrich Mateschitz?
Damit scheint klar, dass Marko offenbar die Formel 1 zurück ins Aichfeld holen will. Die Frage ist, ob sich das Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz leisten will, der gerade am anderen Ende der Welt urlaubt. Und die entscheidende Frage wäre auch, ob Big Bernie seinem Freund Mateschitz zuliebe auf Big Bucks verzichten würde, um sein 20. Rennen zu bekommen. Doch auch mit einem Sonderdiscount wäre die Formel 1 in Spielberg sündteuer. Die weltweite TV-Werbung hätte Red Bull bei jedem anderen Schauplatz auch, und das käme wesentlich billiger als ein Heimrennen für Vettel.
http://www.salzburg.com/nachrichten/welt/sport/formel1/sn/artikel/holt-red-bull-die-formel-1-2013-zurueck-nach-oesterreich-39162/